Jenny Abel, Violine – Christina Ascher, Alt – Alice Giles, Harfe – Camilla Hoitenga, Flöte – Caroline Weichert, Klavier
Live aufgenommen im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, erscheint die zweite CD der Reihe Musik für die Welt von morgen. Mit diesem Konzert haben die Veranstalter der Frauen-Musiknächte in Schleswig das platte Land zwischen Nord- und Ostsee verlassen und den Schritt in die Metropole Berlin gewagt.
Viele komponierende Frauen sind in Vergessenheit geraten, glücklich wer wie Clara Schumann oder Fanny Hensel durch einen berühmten Verwandten Aufmerksamkeit erlangen konnte. Auch wenn einige Komponistinnen ihren Platz in der Musikgeschichte heute eingenommen haben, handelt es sich noch immer um einen Randbereich unseres Musiklebens, in dem es Vieles zu entdecken gilt – gestern, heute und morgen.
Das Heute ist der Schwerpunkt der Frauen-Musiknächte, und so finden sich auf der vorliegenden CD ausschließlich Werke lebender Komponistinnen. Als ein Höhepunkt der Konzertnacht darf die Uraufführung der Solar Music für Flöte und Harfe bezeichnet werden, in dem die amerikanische Komponistin Anne Alice Le Baron mit Klangfarben spielt, die Licht und Schatten widerspiegeln. Das Werk geht zurück auf ein surrealistisches Gemälde der Mexikanerin Remedios Lissagara Varo: eine Frau steht in einem verödeten Waldgebiet, sie wirft Lichtstrahlen um sich. Wo sie Licht sät, gedeiht und blüht es. Interpretiert wird die Solar-Music von der amerikanischen Flötistin Camilla Hoitenga und Alice Giles, die zu den führenden Harfensolistinnen der jungen Generation zählt.
Eine Doppelrolle auf der vorliegenden CD nimmt die Pianistin Caroline Weichert ein. Als Interpretin eigener Kompositionen stellt sie ihre Stücke Hexentanz und Ragtime vor, mit denen sie einen kleinen Ausflug in Richtung Jazz unternimmt. Eine spritzige Musik mit kapriziösen Rhythmen – ein bißchen Stravinsky, ein bißchen Walzer und viel Humor!
»Technisch und musikalisch hervorragende Solistinnen gaben sich die Ehre: […] Harfenistin Alice Giles, die in der Uraufführung der Toccata von Gillian Whitehead die Möglichkeiten ihres Instrumentes bis an die Grenze des Machbaren ausschöpfte. Die Altistin Christina Ascher, die ihrem Ruf als Akrobatin der Avantgarde gerecht wurde. Auch die Violinistin Jenny Abel, die Flötistin Camilla Hoitenga und die Pianistin Caroline Weichert machten deutlich, daß selbst die letzten Bastionen der musikalischen Männerwelt keinesfall mehr sicher sein dürften.« (Ronald Schäfer, Berliner Morgenpost, 12.4.97)